Bauliche Entwicklung
Die Anfänge der Besiedlung liegen im Dunkeln. Das Gebiet, das heute Neu Fahrland heißt, gehörte lange Zeit zu den Besitzungen des Rittergutes Vorland, das im Jahre 1193 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Name veränderte sich zu Ende des 15. Jahrhunderts in Vareland, Fareland und letztlich Fahrland. Zu den Besitztümern Vorlands gehörte noch 1375 das Gut Hainholz am Krampnitzsee. Als Schloss und Städtchen Vareland 1450 in den Besitz der Familie von Stechow übergingen, fand das Gut bereits keine Erwähnung mehr. Die letzten Besitzer aus der Familie Stechow verkauften 1693 ihre Fahrländer Güter an den Kurfürsten Friedrich III., der acht Jahre später Friedrich I., König in Preußen, wurde. Die Ländereien des ehemaligen Gutes Hainholz gehörten nun als Forst zur königlichen Domäne Fahrland.
Auf dem Kirchberg stand seit dem Mittelalter eine Wallfahrtskapelle, die Ende des 17. Jahrhunderts abgetragen wurde. Auf der heutigen Insel Nedlitz ist seit dem frühen 15. Jahrhundert ein Gutshof nachgewiesen. Die Pächter und Gutsherren betrieben auch die Fähre über den Weißen See, bis 1682 erstmals eine Brücke entstand, die Nedlitz mit den heutigen nördlichen Teilen von Neu Fahrland verband. Von 1778 bis 1780 erbaute Heinrich Ludwig Manger das herrschaftliche Nedlitzer Gutshaus, das Ludwig Persius um 1850 herum neu gestaltete.
Das Fährgut war Ausgangspunkt einer im 19. Jahrhundert einsetzenden Siedlungsentwicklung. Nach 1850 entstanden in rascher Folge drei Ausflugsgaststätten, von denen das Parkrestaurant und die Römerschanze in ihrer baulichen Substanz heute noch erhalten sind und auf eine neue Nutzung warten. Der Weiße See war 1876 Teil der neu erbauten Wasserstraße zwischen Sacrow und Paretz geworden. Der Kanal wurde 1904 begradigt, über den „Nedlitzer Durchstich“ führte die neu errichtete Südbrücke. Die Nedlitzer Insel war entstanden.
Die im 19. Jahrhundert einsetzende Siedlungsentwicklung betraf neben der Insel drei weitere Bereiche:
- die beidseits des nördlichen Brückenkopfes der alten Persiusbrücke gelegenen ufernahen Grundstücke,
- die Uferzone des Krampnitzsees entlang der Straße Am Stinthorn und
-das Gebiet zwischen Weißem See und dem Südhang des Kirchberges entlang der Ringstraße.
Zwischen diesen Bauflächen blieben Teile des Waldbestandes erhalten. In der Feldflur am Lehnitzsee und am Weißen See war es der Obstbau, der im 19. Jahrhundert die sporadische Entstehung von bescheidenen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden begünstigte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen dann Unternehmer und Großbürger aus Berlin wie Siemens, Adlon und von Diringshofen, sich prächtige Wohnsitze am Ufer des Lehnitzsees zu errichten. In den 1930er und 40er Jahren ließen sich Filmstars der UFA in Neu Fahrland nieder.
Deutliche Akzente setzte die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzende Bautätigkeit am Lehnitzsee. Die Villa Siemens, die Villa Sigismund und die Villa Adlon repräsentieren den Typus eines anspruchsvollen bürgerlichen Wohnsitzes in schöner landschaftlicher Lage. In der Folge wurden sowohl am Lehnitzsee als auch am Weißen See ausgedehnte Bereiche parzelliert und bebaut.
Das Gebiet südlich des Kirchberges (Ringstraße) wurde nach 1930 zügig nach einem Plan des Architekturbüros von Estorff und Winkler parzelliert. Die Grundstücke fanden insbesondere das Interesse der Berliner. Häufig dienten die entstehenden Einfamilienhäuser als Zweitwohnsitz. Der Krieg und die politische Entwicklung der Nachkriegszeit unterbrachen die bauliche Entwicklung des Gebietes.
Das nach 1989 einsetzende rege Interesse an attraktiven Grundstücken im Potsdamer Umland führte nicht nur in der Ringstraße, sondern auch am Krampnitzsee zu reger Bautätigkeit. So entstanden von 1997 an zwischen der Straße Am Stinthorn und dem westlichen Ufer des Krampnitzsees auf 300 bis 600 qm großen Grundstücken rund 100 Wohneinheiten. Überwiegend wurden verklinkerte Doppelhaushälften im Landhausstil gebaut.
Einen bedeutsamen baulichen Akzent setzte die 1994 fertig gestellte Heinrich-Heine-Klinik in der Nachbarschaft der Siemensvilla. Der sensibel in die Landschaft eingefügte Neubau besteht aus drei Bauteilen, die sich in Form eines Y um einen zentralen Erschließungsbereich gruppieren. Die östlichen Gebäudefronten öffnen sich zum Krampnitzsee. Von einer vorgelagerten Terrasse blickt man über den See auf die gegenüberliegende Römerschanze. 2012 kam ein Erweiterungsbau im Eingangsbereich von der Straße Am Stinthorn hinzu.