Über Neu Fahrland
Der von Potsdam auf der Bundesstraße 2 nordwärts fahrende Reisende bemerkt kaum das Ortseingangsschild. Er überquert die beiden Brücken und nimmt eventuell den sich auf die Seenlandschaft öffnenden Ausblick wahr. Zwei Ampeln in der Ortslage erfordern Aufmerksamkeit, dann öffnet sich zur Rechten der Blick auf den Krampnitzsee. Von Neu Fahrland bleibt in der Erinnerung wenig haften.
Kirche, Schule und Dorfanger sucht das Auge vergebens. Der Ort besitzt keine geschlossene Struktur. Denn im 19. Jahrhundert dehnten sich hier vor allem Obstplantagen aus. Die Besiedlung setzte erst nach und nach ein und verstärkte sich, nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts begüterte Städter damit begonnen hatten, sich an den Seeufern schmucke Häuser zu errichten. So wurden in den 1930er Jahren die Acker- und Wiesenflächen im Gebiet der heutigen Ringstraße zu Bauland umgewandelt. Am Krampnitzsee entstanden Wohnblöcke für Armeeangehörige.
Während des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Einwohner, weil viele Besitzer von Sommerhäusern vor der Bombardierung der Städte flohen und nun ständig in Neu Fahrland wohnten. Da nach Kriegsende auch noch Umgesiedelte hinzukamen, richtete die Gemeinde im Herbst 1945 sogar eine Schule ein. Diese bestand in wechselnden Lokalitäten, bis sie 1980 geschlossen wurde, weil es zu wenige Kinder gab. Einen regelrechten Bauboom erlebte Neu Fahrland dann nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten.
Bis 2003 gehörte die Gemeinde Neu Fahrland zum Amt Fahrland (Landkreis Potsdam-Mittelmark). Im Zusammenhang mit der Brandenburgischen Gemeindegebietsreform ist Neu Fahrland nach Potsdam eingemeindet worden. Bei einem Bürgerentscheid am 27. Januar 2002 haben mehr als zwei Drittel (67,7 Prozent) der zur Wahl gegangenen Wahlberechtigten für die Eingliederung der Gemeinde Neu Fahrland in die Landeshauptstadt Potsdam gestimmt.
Seit 2012 bilden das Bürgerhaus mit den Räumen der Freiwilligen Feuerwehr und die Kindertagesstätte „Kinderland“ am Fuße des Kirchbergs das neue Herz Neu Fahrlands.
Es ist wohl das Zusammentreffen der Schönheiten der Havellandschaft mit der Zweckmäßigkeit städtischer Nähe, die Neu Fahrland eine unverkennbare Attraktivität verleihen und viele Städter an den Ort binden. Hier kann man wohnen, wo andere sich erholen. Schon Theodor Fontane (1819-1898) zeigte sich im dritten Band seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ angetan von dem schönen landschaftlichen Bild, das sich ihm von der Kuppe des Kirchbergs bot. Auch heute lohnt es sich, die reizvolle Umgebung zu Fuß zu erkunden. Für die Patienten der Heinrich-Heine-Klinik gehört es zum therapeutischen Programm, durch den Wald zu gehen oder zu laufen. Im Sommer locken die Seen zum Baden. Und der flache, offene Fahrlander See zieht Surfer aus der weiteren Umgebung an.